05.06.2010
Schneller Bundesligaflug über der Eifel mit der Methode "Trüffelschwein"
Nachdem es bereits am Vortag über der Vulkaneifel die mit Abstand beste Thermik gab, sollte auch heute der Flug über die acht Maar-Seen führen. Morgens nahm ich mir die Zeit, "DW" mit dem maximalen zulässigen Wasserballast voll zu tanken. Das geht recht schnell, da die neue Halle mit einem Wasserhahn ausgestattet ist und der 12V-Akku für die Tauchpumpe vollgeladen war. Vier Kanister mit je 20 Litern Wasser wurden in die äußeren Flügel "hochgeladen".
Da Claudia und ich heute primär für die Bundesliga punkten wollten, hatten wir es nicht sonderlich eilig und reihten uns ganz hinten in die Startaufstellung ein. Die Wolken am Platz sahen bereits sehr gut aus. Der Windenstart einer ASH 25 mit maximaler Abflugmasse ist in Nastätten dank der Kunststoffseile und dem starken Windenmotor völlig unproblematisch. Obwohl es fast windstill war, lag die Ausklinkhöhe bei fast 400 m über Grund und der Anschluss an die Thermik gelang problemlos.
Die vereinseigene ASW 28 startete wenig später am zweiten Seil und kreiste unter uns ein. Dann erfuhren wir über Funk, dass ein Kühlwasserschlauch des Windenmotors undicht geworden war. Das war sehr ärgerlich für die noch am Boden stehenden Fliegerkameraden mit Überlandflugplänen zumal die Schleppmaschine nicht verfügbar war. Dieser technische Defekt hätte uns auch treffen können - Glück gehabt. Die Reparatur der Winde dauerte nur 1,5 Stunden - für einen Streckenflieger ist das jedoch eine lange Zeit.
Wir machten uns auf den Weg und folgten den schönsten Kumuluswolken, um schnell in die Eifel zu gelangen. Wie gestern musste die Strecke von Koblenz bis Mendig (16 km) im Gleitflug zurück gelegt werden. Drei Vereinskameraden suchten ebenfalls unter dem großen Wolkenteppich über Mendig. Nur 1 km südwestlich des Flugplatzes fanden wir 1,6 m/s, die aber nicht zur deutlich besseren Optik passten. Daher verließen wir den Aufwind nach nur drei Kreisen und suchten weiter nach der Methode "Trüffelschwein": Wir steckten die Flugzeugnase mal hier und mal dort in die Luft immer in der Hoffnung, besseres Steigen aufzuspüren. Mit einem leichten Höhengewinn von 100 m im Geradeausflug fanden wir 7 km weiter westlich sehr angenehme 2,7 m/s, die wir bis 1900 m auskurbelten.
Nun konnte das Rennen beginnen: Bei bester Wolkenthermik flogen wir mit Westkurs an die belgische Grenze, wendeten dort und flogen 61 km zum Laacher See. Nun wiederholte sich das Spiel: Belgische Grenze - Laacher See. Das waren die vier Streckenabschnitte, die uns die 118 km/h Liga-Schnittgeschwindigkeit (105 Pkt.) ermöglichten. Und so schnell waren wir noch nie außerhalb von zentralen Wettbewerben unterwegs! Weiter ging's auf Ostkurs und guter Thermik an den Flugplätzen Dierdorf-Wienau und Ailertchen vorbei und über den Westerwald. Dort sahen die Wolken wieder sehr gut aus und wir flogen weiter in nordöstliche Richtung über das Rothaargebirge bis auf die Höhe von Winterberg. Das war Genuss pur: Ausgezeichnete Thermik, beste Sicht und Flughöhen bis 2.500 m MSL!
Bei der weiteren Planung des Flugweges war es wichtig, dass unser "Mini-Eifel-Jojo" für die Bundesliga nicht "weg"optimiert werden würde. Nach ein paar ruhigen Minuten des Nachdenkens - ein großer Vorteil des Segelfliegens zu zweit - war ich mir sicher, dass wir über Nastätten hinaus fliegen können, ohne uns den Bundesligaschnitt zu "versauen". Das haben wir dann auch gemacht. Ab Breitscheid ließ die Wolkenoptik erheblich zu wünschen übrig, aber das war egal, da die Heimkehr im Gleitflug bereits gesichert war. pocket*StrePla zeigte an, dass noch ein recht stattliches freies FAI-Dreieck möglich war, wenn wir einen kleinen Schlenker in die äußerste nordöstliche Ecke unter dem Luftraum Klasse "C" mit Untergrenze FL 65 machen würden. Das passte perfekt, da in dieser Richtung auch wieder Kumuluswolken am Himmel standen. In der Nähe von Nastätten konnten wir noch einmal auf FL 65 steigen, um dann die Höhe abzugleiten. Die letzte Wende lag über dem Soonwald. Mit dem Ablassen des Wasserballasts ging ein sehr schöner Flug zu Ende. Für uns war das der bisher beste Tag des Jahres: Längster OLC Classic Flug (613 km mit 105 km/h), größtes freies FAI-Dreieck (418 km) und schnellster OLC Liga Flug (118 km/h, 105 Pkt.). Die Flugzeit heute: 6 h 13 min.
Jochen Back brachte heute die Randbögen der ASK 14 zum Glühen! Seine 92 (!) Ligapunkte, die 99 Pkt. des "Delta"-Teams Klaus Doubek und Martin Fuhr und unsere 105 Pkt. machen weiter Hoffnung auf den Aufstieg in die 1. Bundesliga: Der AC Nastätten liegt nach der 7. Runde auf dem 4. Tabellen-Platz!
Jens-Christian Henke